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Jugendsprache: Wenn sich eine Generation sprachlich neu erfindet

Jugendsprache Yolo
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„Die Alten verstehen die Jungen nicht mehr!“ Sicherlich wäre es falsch, davon auszugehen, dass sich dieser Satz ausschließlich auf Diskrepanzen zwischen der aktuell jungen und der älteren Generation beziehen würde. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, um sich mit Fernsehreportagen vergangener Tage und einschlägigen Berichten aus den 1960er und 1970er Jahren auseinanderzusetzen, erkennt schnell, dass es diese Art von Generationenkonflikt eigentlich schon immer gab.

Die Vorwürfe, die gegeneinander vorgebracht wurden (und werden), kamen bzw. kommen aus den unterschiedlichen Bereichen. So warf die Jugend der 1960er Jahre ihren Eltern und Großeltern vor, das Nazi Regime unterstützt zu haben und „Mitläufer“ gewesen zu sein. Heutzutage entstehen immer wieder Diskussionen darüber, wie schuldig die aktuellen Erwachsenen am Klimawandel sind und wie dieser hätte verhindert werden können.

Ein Detail hat sich jedoch im Laufe der Zeit nicht verändert: Schon immer war es üblich, das Erwachsene, Jugendliche und Kinder eine jeweils andere Art des Ausdrucks genutzt haben. Das bedeutet: Der Satz „Die Alten verstehen die Jungen nicht mehr!“ kann auf vielerlei Weise interpretiert werden. Unter anderem auch so, dass die Jugendlichen tatsächlich Worte nutzen, die sich in den Ohren der Älteren wie eine vollkommen fremde Sprache anhören. Wenn es dann auch noch mehrere dieser Worte schaffen, in einen einzigen Satz einzufließen, kann es durchaus zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Das Spannende an der Sache ist jedoch, dass solche Wortneuschöpfungen durchaus dazu in der Lage sind, eine Sprache zu revolutionieren und auch viel über die Generation, die sie nutzt, auszusagen.

Aber welche Jugendworte sind eigentlich besonders beliebt? Und warum ist es durchaus sinnvoll, sich auch als Erwachsener mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und zeigen auf, dass Jugendsprache vielleicht doch nicht so „cringe“ ist, wie es für viele im ersten Moment den Eindruck haben mag.

Jugendsprache verändert sich kontinuierlich…

… und manche Wörter schaffen es sogar, in den Duden aufgenommen zu werden – auch, wenn sie bei manchen Erwachsenen für Kopfschütteln sorgen. Im Gegensatz zum Rest der deutschen Sprache verändert sich die Jugendsprache kontinuierlich. Dies liegt unter anderem daran, dass es so viele Details gibt, die Einfluss auf das Leben junger Menschen haben und die förmlich danach schreien, mit neuen Begriffen untermalt zu werden. Je nachdem, in welchem Umfeld sich ein Jugendlicher bewegt, welche Interessen er hat und wie er erzogen wurde, ist die Wahrscheinlichkeit höher oder geringer, irgendwann mit einer großen Anzahl an Jugendworten in Berührung zu kommen.

Letztendlich haben auch die sozialen Medien dafür gesorgt, dass es die Jugendsprache geschafft hat, sich immer weiter zu verbreiten. Hier wird bekannterweise nicht nur in ganzen Worten, sondern auch mit Abkürzungen, wie zum Beispiel „lol“ oder „rofl“ kommuniziert. Und sicherlich ist es auch der Kommunikation über Chats zu verdanken, dass sich die Wortanzahl mancher klassischer Sätze im Laufe der Zeit reduziert hat. Ein typisches Beispiel: Aus einem „Ich gehe zur Bäckerei.“ wurde ein „Ich gehe Bäckerei.“. Sicherlich wäre es jedoch auch falsch, Vereinfachungen wie diese ausschließlich der Jugend zuzuschreiben. Wer kann sich beispielsweise nicht daran erinnern, mindestens schon einmal am Imbisswagen gefragt worden zu sein, ob er „die Pommes“ sei?

Fest steht jedoch, dass es sich bei Jugendsprache um mehr als nur einen Trend handelt. Viele junge Menschen nutzen diese Art des Sprechens auch, um sich zu identifizieren und unter Gleichgesinnten wohlzufühlen. Das Wissen darüber, anders zu sprechen als die Eltern, unterstreicht ihren Wunsch, zu einer festen Gemeinschaft zu gehören. Wer hier jedoch am Ball bleiben möchte, sollte offen gegenüber neuen Worten sein. Denn: Wie bereits erwähnt, verändert sich Jugendsprache kontinuierlich und erfordert dementsprechend auch eine gewisse Anpassungsfähigkeit.

Welche Jugendworte sind besonders bekannt und beliebt?

Auch, wenn es im ersten Moment oft schwerfällt, Rückschlüsse von einem bestimmten Wort auf dessen Bedeutung zu ziehen, haben es viele Jugendworte mittlerweile geschafft, auch bei manchen Erwachsenen in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen zu werden. Die folgenden Jugendworte sind vergleichsweise bekannt, so dass sie nur noch bei wenigen Menschen ein Stirnrunzeln hervorrufen dürften.

Ob es angebracht ist, sie zu verwenden, ist natürlich von mehreren Faktoren, unter anderem vom jeweiligen Umfeld, abhängig. Ein typisches Beispiel: Ein Erwachsener, der bei einem lockeren Treffen mit Freunden das Wort „cringe“ benutzt, dürfte weniger auf Erstaunen stoßen als derselbe Erwachsene, der das Wort bei einem Geschäftsmeeting nutzt.

Um beim Thema zu bleiben…:

Cringe

Das Wort „cringe“ hat es sogar geschafft, zum Jugendwort 2021 zu werden. Es wird verwendet, wenn jemand ausdrücken möchte, dass er sich für eine andere Person fremdschämt. Bis zu einem gewissen Grad kann auch das Wort „peinlich“ als Synonym genutzt werden. „cringe“ drückt jedoch zusätzlich noch ein indirektes „Also DAS wäre MIR unangenehm!“ aus.

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Slay

„slay“ gehört zu den Komplimenten der Jugendsprache. Es zeigt an, dass eine andere Person etwas super gemacht hat. Wer möchte, kann „slay“ jedoch auch im Zusammenhang mit einem Kompliment für einen bestimmten Look verwenden.

Sus

Bei „sus“ handelt es sich um die Abkürzung für „suspekt“. Hierzu braucht es keine weitere Übersetzung. „Suspekt“ bedeutet, dass eine Person oder eine Gegebenheit als „irgendwie komisch“ angesehen wird.

Lit

Das Wort „lit“ ist mit vielen positiven Emotionen behaftet. Wer dieses Jugendwort verwendet, möchte zeigen, dass eine bestimmte Situation ganz sicher nicht langweilig, sondern stattdessen aufregend ist. Manche nutzen „lit“ auch, um zum Beispiel die Situation bei einem Konzert ihrer Lieblingsband zu beschreiben.

Flexen

Wer „flext“ gibt an. Dennoch wäre es falsch, dieses Wort ausschließlich mit negativen Assoziationen zu verbinden. Viele nutzen „flexen“ auch, um selbstironisch zuzugeben, dass es ihnen wichtig ist, von einer bestimmten Sache zu erzählen. Der Gesprächseinstieg „Ich muss kurz mal flexen, dass…“ gehört in vielen Kreisen fast schon zum Standard. Wie so oft bestimmt der Tonfall, ob diese Art des Angebens als positiv oder negativ empfunden wird.

Weird

Auch das Wort „weird“ er hat es geschafft, in den allgemeinen Sprachgebrauch, auch unter Erwachsenen, aufgenommen zu werden. Es zeigt an, dass etwas oder jemand als komisch empfunden wird.

Tight

„tight“ ist ein anderes Wort für „cool“.

Lowkey

„lowkey“ bedeutet „zurückhaltend“ und steht dementsprechend für eine Charaktereigenschaft. Eine gewisse negative Note ist diesem Adjektiv jedoch nicht abzusprechen. Auch Menschen, die zurückhaltend und „irgendwie unsympathisch“ sind, werden häufig als „lowkey“ bezeichnet.

GOAT

„GOAT“ ist eine der gängigsten Abkürzungen der Jugendsprache und steht für „Greatest of all time“. Dieser Titel scheint offenbar heutzutage nicht mehr nur Muhammad Ali vorbehalten zu sein.

Bae

„Bae“ steht für „Schatz“, muss jedoch nicht bedeuten, dass die angesprochene Person mit der sprechenden Person in einer Liebesbeziehung steht. Auch beste Freundinnen bezeichnen einander oft als „Bae“.

Shook

„shook“ steht für „erschrocken“. „Ich war shook.“ Bedeutet dementsprechend „Ich war/ bin erschrocken.“.

Hundo P

Wer ausdrücken möchte, dass eine Sache zu 100 Prozent sicher ist, antwortet auf die entsprechende Frage oft mit „Hundo P“. Ein typisches Beispiel aus dem Alltag: „Kommst du zur Party?“ – „Hundo P!“.

Savage

Wer weitestgehend unbesorgt durchs Leben geht und zudem auch noch selbstsicher ist, wird von seinem jugendlichen Umfeld oft als „savage“ bezeichnet. Was genau als „savage“ gilt, ist natürlich immer vom persönlichen Ermessen abhängig.

Eine Besonderheit: Beleidigende Jugendwörter

In der Jugendsprache gehen Beleidigungen und allgemeiner Sprachgebrauch häufig ineinander über. Ein Wort, das auf dem Papier als Schimpfwort gilt, muss hier noch nichts Negatives bedeuten. Daher ist es immer wichtig, sich nicht nur mit dem jeweiligen Wort, sondern auch mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen. Denn: Je nachdem, wie das Wort ausgesprochen wurde, kann es auch dazu genutzt worden sein, das bereist oben erwähnte Gemeinschaftsgefühl zu unterstützen.

Zwei der bekanntesten Beispiele hierfür sind „Bitch“ und „Cabrón“. Ersteres bedeutet übersetzt so viel wie „Schlampe“, kann jedoch auch „Du bist meine Kumpelin, ich mag dich!“ bedeuten. Ein „Cabrón“ ist ein Betrüger. Jugendliche, die sich vielleicht hin und wieder ein wenig „gangster“ fühlen, nutzen den Ausdruck jedoch auch gern im allgemeinen Sprachgebrauch.

Dass die Jugendsprache jedoch auch hin und wieder extrem witzig sein kann, beweist unter anderem das Wortspiel „Ameisentitten“. Hiermit ist nichts Anstößiges gemeint. Vielmehr handelt es sich um ein Synonym für „Gänsehaut“.

Eines der bekanntesten und neuesten Jugendwörter: „smash“

Die Worte „smash“, „cringe“, „Ehrenmann“, „I bims“ und „lost“ haben eines gemeinsam: Sie alle haben es geschafft, mit dem Titel „Jugendwort des Jahres“ bedacht zu werden. „smash“ ist in diesem Zusammenhang eines der größten Komplimente überhaupt. Es bedeutet, dass eine Person gut aussieht. Wer „smash“ ist, schafft es also in höchstem Maße, jemand anderen optisch von sich zu überzeugen.

Interessanterweise wird das Jugendwort des Jahres nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von offizieller Stelle, den Verantwortlichen des Langenscheidt Verlages, unterstützt. Letzterer hat es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene Wörter zur Wahl zu stellen. Danach haben andere die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Jedes Jahr im Oktober ist es dann soweit: Das Jugendwort des Jahres wird offiziell bekannt gegeben.

Aufgrund der Tatsache, dass besagtes Wort infolgedessen häufig eine hohe mediale Aufmerksamkeit für sich verbuchen kann, schafft es der entsprechende Begriff oft, im Sprachgebrauch der Jugendlichen noch präsenter zu werden.

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Wie entstehen Jugendwörter eigentlich?

Diese Frage lässt sich nicht standardisiert beantworten. Häufig ist es auch der so oft zitierte Zufall, der dafür sorgt, dass ein bestimmtes Wort, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken, viral geht und es somit schafft, viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zahlreiche Jugendworte haben ihre Wurzeln jedoch im Englischen, wurden dann verfeinert und zu eigenständigen Begriffen.

Nicht immer geht es jedoch darum, bestehende Worte zu verkürzen und somit die Kommunikation untereinander zu erleichtern. Hin und wieder kommt es auch vor, dass ein bestehender Begriff verlängert, witziger gestaltet und auf diese Weise neu geschaffen wird.

Häufig wird im Zusammenhang mit Jugendsprache auch mit Vorurteilen gespielt. Eines der typischen Beispiele hierfür ist der Begriff „alman“. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenfassung der Vorurteile, die Deutschen oft entgegengebracht werden – selbstverständlich überspitzt und verallgemeinert.

So gilt es beispielsweise als besonders „alman“, sich morgens am Pool die Liegen zu reservieren, der erste am Büfett zu sein und selbstverständlich nur dann Sandalen zu tragen, wenn diese mit Tennissocken kombiniert wurden.

Jugendsprache: „cringe“ oder nicht?

Dass ihre Kinder Jugendsprache verwenden, empfinden sicherlich auch viele Erwachsene als „cringe“ – auch, wenn sie dieses Wort möglicherweise nicht nutzen würden. Wie so oft kann es sich mit Hinblick auf eine Einschätzung der aktuellen Situation lohnen, einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Denn: Wie bereits zu Beginn erwähnt, gab es Auseinandersetzungen zwischen den Generationen darüber, welche Worte angebracht sind und welche nicht, schon immer.

Man erinnere sich an eine Zeit, in der das Wort „geil“ noch so verpönt war, dass es in vielen Elternhäusern strikt verboten wurde. Dass sich eine Sprache weiterentwickelt, zeigt in gewisser Weise auch, das ist auch eine Gesellschaft schafft, nicht stehenzubleiben. Und genau das muss nicht per se schlecht sein.

Wichtig ist es selbstverständlich, dafür zu sorgen, dass die Kommunikation zwischen den Generationen nicht abbricht und dass ein hohes Maß an Respekt gewährleistet bleibt. Die Tatsache, dass sich mittlerweile auch der Duden gegenüber der Jugendsprache geöffnet hat, zeigt, dass die Grenzen hier mittlerweile verschwimmen. Dementsprechend ist es sicherlich sinnvoll, die Jugendsprache als das zu sehen, was sie ist: Ein Ausdruck von Unabhängigkeit, Kreativität und der Wunsch danach, anders und individuell zu sein.

Wer immer „up to date” sein möchte…

Egal, ob im Erwachsenen oder im Jugendalter: Das Interesse an Jugendsprache ist bei vielen Menschen besonders groß. Wer Lust darauf hat, Neues zu lernen und zu verfolgen, welche Worte es tatsächlich schaffen, in den allgemeinen Sprachgebrauch von Jugendlichen (und vielleicht auch von Erwachsenen) aufgenommen zu werden, kann hierfür unterschiedliche Anlaufstellen nutzen. Vor allem Plattformen, auf denen besonders viele Jugendliche angemeldet sind, wie zum Beispiel Instagram und tiktok, gelten als vielversprechend, wenn es darum geht, neue Worte zu lernen. Wer diese dann im Alltag nutzen möchte, sollte sich jedoch zu 100% sicher sein, was sie bedeuten. Ansonsten sind peinliche (oder zumindest unangenehme) Situationen bereits vorprogrammiert.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich hinter Jugendworten auch immer Chancen verbergen. Möglicherweise gab es schon immer den Wunsch, eine bestimmte Situation oder ein spezielles Gefühl mit einem Wort zu beschreiben. Das Problem: Genau dieses Wort fehlte bisher im eigenen Sprachgebrauch. Wie praktisch, dass es mittlerweile junge Menschen gibt, die sich mit genau dieser Thematik auseinandersetzen und häufig ganz nebenbei Worte schaffen, die die eigene Gefühlswelt besser beschreiben, als es der aktuelle Inhalt des Dudens könnte.

Redaktionsleitung
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Kai ist die Leitung der Redaktion und liebt es, sich im Freien aufzuhalten. Zelten, Wandern, draußen sein ist seine Devise.

Egal ob im Ruhrgebiet oder im tiefsten Dänemark: Hauptsache unterwegs und in der Natur ist das Motto. Dabei zieht es ihn so langsam mehr raus aus dem Zelt und rein in den Wohnwagen. Begleitet von seiner Frau Eva und den bereits erwachsenen Kindern testet er dabei gerne neue Produkte.

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